Wenn einer ein Auto verkauft, dann kann er was erzählen. Momentan mach ich grad auf Autoverkäufer und wie zu erwarten bleiben die skurrilen Momente nicht aus.
Eine liebe Bekannte möchte ihren Kleinwagen loswerden und hat mich geben, den Verkauf in die Hand zu nehmen. Da der Wagen einwandfrei in Ordnung ist und sie keinen Verkaufs-Stress hat, ist der Preis am oberen Rand des Marktes angesiedelt. Selbstbewusst, aber nicht unrealistisch, wie ich finde. Also schnell ein paar schöne Fotos gemacht, Inserate geschalten und gewartet, was passiert. Und da fängt die „Freak-Show Gebrauchtwagenmarkt“ auch schon an.
Es vergeht keine Stunde, schon der erste Anruf. Der mit der Frage anfängt, was denn jetzt gekauft wird, denn als Händler könne mir der Anrufer zahlreiche Fahrzeuge anbieten. Hallo, ich möchte was VERkaufen! Aber als Profi müsse er natürlich schauen, dass er so günstig wie möglich einkauft, weil er ja Gewährleistung geben muss und es soll ja auch was hängenbleiben beim Verkauf. Also muss der Preis um ein paar tausend Euro runter. Mindestens! Nach einem elendslangen und ermüdenden Gespräch mit viel BlaBla wird dann auch dem Anrufer klar, dass der Preis nicht tief genug geht, um was zu verdienen. Also legt er einfach auf…
Dann starten die Anfrage-Mails. Die sich in etwa so lesen: „Hallo! Erstens ist eine Ankaufsüberprüfung sowieso einmal Pflicht und zweitens ist der Preis viel zu hoch. Und eine Standheizung hat er auch nicht? Bitte um sofortige Kontaktaufnahme!“ Oder auch so: „Hat der Wagen Standheizung, Sitzheizung, fixverbautes Navi und Tempomat?“ Zur Erinnerung: Es ist ein einfacher Kleinwagen und die Ausstattung genau angeführt. Und natürlich gibt´s auch die: „Wolle verkaufa? is Pikel? Gebe 1000 eiro. anrufa!“
Der übliche Wahnsinn im Gebrauchtwagengeschäft. Faszinierend, dass offenbar zahlreiche Leute glauben, sie könnten sofort unverschämte Forderungen per Mail stellen und alles würde nach ihrem Kopf laufen, nur weil sie eventuell vielleicht unter Umständen zartes Interesse an einem inserierten Fahrzeug haben könnten. Lächerlich. Der Kunde ist nicht immer automatisch König!
Den Vogel hat heute aber ein Niederösterreicher abgeschossen, der wegen dem Wagen angerufen hat. Nach einem anfangs recht netten Gespräch hat die Wirkung seiner Tabletten offenbar nachgelassen. Plötzlich steigert er sich hinein und glaubt, mich wegen dem grundsätzlichen Preisniveau am heimischen Markt zusammen putzen zu müssen. Denn um 5000 Euro mehr gäbe es das Fahrzeug ja schon neu und warum sollte er dann 10.000 Euro für einen 5 Jahre alten Gebrauchten ausgeben. Und von Privat schon gar nicht! Und sowieso würde der Wagen um den Preis niemals nicht weggehen. Weil das wäre ja schlichtweg unverschämt, so einen Preis aufzurufen. „Seid´s es denn deppad, so vü zan valaunga? Den kriagts es nia weg. Nia!“
Nachdem ich den Zeitgenossen aus der Leitung geworfen habe, stelle ich mir als zurechnungsfähiger Mensch dann doch die Frage, ob alle Verrückten da draußen rund um die Uhr im Internet vor den Gebrauchtwagenbörsen hängen. Dürfte so sein.
Lukas
P.S. Viel hat sich nicht geändert seit 2012: Die andere Seite der Macht
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