Mittlerweile ist es bei den meisten Markenhändlern Usus, nur noch maximal 7 Jahre alte Gebrauchtwagen selbst zu verkaufen. Zu hoch ist das Risiko, sich durch Gewährleistungsansprüche den Gewinn zu verhageln, zu groß der Druck der Importeure, auch den Hof vorm Schauraum mit neuen Autos der eigenen Marke füllen zu müssen.
Doch manchmal gibt´s einen Ausreißer. Ein besonders gut erhaltenes Stück der Markengeschichte etwa. Oder ein Liebhaberfahrzeug als Image-Booster für den Betrieb.
Sowas in der Art hab ich mir auch gedacht, als ich den frühen Land Cruiser KJ95 bei einem großen Toyota-Händler gefunden habe.
Sehr schön! Knapp 200.000km auf der Uhr, gepflegt innen und außen, ein Lichtblick inmitten all der silbernen Kleinwagen. Das damals bei Vorführwagen und Presseautos so beliebte Türkis ist zwar nicht schön, aber zeitgenössisch und daher bald Kult. Auch der Preis passt, also nichts wie hin.
Klingt fast zu gut, um wahr zu sein, was?
Ich wäre längst Cruiser-Fahrer, wenn es kein böses Erwachen gegeben hätte. Der Wagen war wirklich schön, als Alltagsauto für ein oder zwei Jahre hätte er mir schon gefallen. Bis ich mir den Rahmen angesehen habe…
Voll mit Dreck und überzogen von abbröckelndem Unterbodenschutz, auch „der schwarze Tod“ genannt. So morsch und gammelig, wie die Kiste untenrum war, wundert es mich, dass sich ein Markenhändler traut, so ein Fahrzeug offiziell an Endkunden zu verkaufen.
Das nächste Pickerl wird für den Käufer ein Drama, womöglich auch für den Händler. Außer er war „klug“ und hat ihn als Komissionsverkauf an den Mann gebracht. Dann war nur der Käufer blöd. 😉
Lukas
Ist das denn so aufwendig?
Ein durchgegammelter Rahmen ist der Tod eines Gebrauchsfahrzeugs. Weil wirklich Herr wird man dem Rost nur im Zuge einer Frame-off-Resto. Und wer macht das schon bei einem normalen Gebrauchtwagen?
Naja, das kommt ja auf das Verhältnis von Aufwand und Nutzwert an (ich sage bewußt nicht: Preis oder Marktwert, denn einen auch nur leicht überdurchschnittlich brauchbaren Altwagen bekommt man eben nicht zum Marktwert substituiert. Siehe Akerlöf, Market for lemons).
Wenn man das Auto länger als nur ein paar Monate nutzen möchte kann es sich also durchaus lohnen, erstmal richtig Kohle in der Karre zu versenken, vor Allem, wenn der Markt eng ist und von vornherein gute Fahrzeuge kaum oder nur zu absurden Preisen zu bekommen sind…