Seit Jahren fällt es auch mir auf, viele reden drüber, aber es gab hier noch keinen Artikel zu diesem Thema. Kann eigentlich gar nicht sein. Muss sich sofort ändern. There you go!
Seit einigen Jahren gibts eine richtige Ami-Invasion in der heimischen Oldtimer-Szene!
Egal auf welches Oldtimer-Treffen oder auf welche Klassiker-Messe man auch geht, amerikanische Straßenkreuzer sind in auffallend großer Zahl vertreten. Doch woher kommt diese Beliebtheit, warum sind Amis so angesagt? Die klassischen Gründe („Davon hab ich schon im Schauraum geträumt“ oder „Vater hatte so einen, als ich Kind war“) greifen bei Buick Roadmaster und Oldsmobile 98 ja in Österreich nicht so wirklich. 😉
Ein großer Teil der Faszination geht wohl vom sehr abwechslungsreichen und teilweise völlig irren Design aus. Die Dinger gibts mit mehr oder weniger perversen Heckflossen und Leuchten im Raketen-Look samt soviel Chrom, dass man vorne links schon wieder mit Polieren anfangen muss, wenn man hinten rechts grad fertig geworden ist. Dazu sind sie meistens riesig groß, mit entsprechender optischer Präsenz. Egal wo sie auftauchen.
Dann sind da natürlich die Motoren. Wer einen Kadett B oder einen Ford 17M mit Basismotorisierung fährt, tut sich oft schwer, im heutigen Straßenverkehr nicht als Verkehrshindernis wahrgenommen zu werden. In den meisten Amis, selbst in solchen aus den 1950er Jahren, stecken kräftige V6- und V8-Motoren, die mit ihrem Drehmoment fast jeden Hügel planieren. Quietschende Reifen beim Wegfahren inklusive. Da passt zur coolen Optik auch der Fahrspaß. Geiler Sound inklusive.
Wer nie einen Ami gehabt hat, wird kaum glauben, wie leicht und verhältnismäßig billig man an Ersatzteile kommt. In Sachen Technik gibt´s fast alles, meist in unterschiedlichen Qualitäten und zu unterschiedlichen Preisen. Ein kompletter Ansaugtrakt samt Dichtungen für den GM 3.8 Liter V6-Standardmotor der 1980er und 1990er Jahre? 240 Euro inklusive Versand. Gell, da schaust…! Bei beliebten Baureihen gibts sogar ganze Motoren, Blechteile, Zierelemente, Stoffe für den Innenraum usw.. Alles neu.
Und dann ist da ja noch etwas, das man sich mit einem Ami erkauft. Egal ob es sich dabei um einen etablierten Klassiker der 1950er Jahre oder um ein sogenanntes „90er-Jahre-Schei*häusl“ handelt, wie es ein mir gut bekannter Szene-Insider auszudrücken pflegt. Man fällt damit in unserem Straßenbild, voll mit Einheitsware in Leasing-Farben, einfach auf. Ein rollendes Statement für automobilen Individualismus, wenn man so will.
Wenn sich markenoffene Oldtimertreffen aber zunehmend zu US-Car-Meetings wandeln, besteht halt die Gefahr, dass der dritte Buick Roadmaster, eingekreist von zwei Chevrolet ElCamino, neben den fünf identen Ford Mustang Cabrio in Rot einfach untergeht.
Lukas