Mr. Sixpack

Auch in meiner Autokarriere kam schon öfters der Wunsch nach einem Sechszylinder auf. Nur steckte der Sechszylinder meist in uninteressanten Fahrzeugen oder die Unterhaltskosten waren erschreckend hoch.

Doch im Februar 2010 tauchte ein 1989er Pajero L040 V6 3000 Wagon mit Automatik bei Ebay auf, mit wenig Geboten und ohne Mindestpreis. Der Wagen sah auf den wenigen, viel zu dunklen Fotos so übel nicht aus und schon zuckte der Zeigefinger meiner Maushand über dem „Biete“-Button. Zu allem Übel waren diese vier Fotos  die einzigen Bilder der Auktion:

Schnell mal ein recht niedriges Gebot abgeben und dann einfach beobachten, um wieviel er weggeht. Das war der Plan. Doch mein leichtfertiges Gebot war das letzte, die Auktion lief aus und ich war plötzlich im Besitz eines Pajero V6, der in Wien ganz in der Nähe des Haus des Meeres auf seine Abholung wartete. Ups…

Ein paar Tage später, der erste Schock war verdaut, das Geld in bar in der Tasche, gings auch schon nach Wien. Ob das flaue Gefühl im Magen die Nervosität und Aufregung wegen meines ersten Sechszylinders oder die Angst vor einer bösen Überraschung war, weiß ich heute nicht mehr. Doch die blieb mir erspart, der Wagen stand verhältnismäßig gut da, ich hatte wohl Glück gehabt! Also nichts wie ran mit den Händlertaferln und heim, natürlich erst nach den Formalitäten und der Geldübergabe.

Er lief gut und soff auch entsprechend (16 – 18 Liter Super), war rostmäßig überdurchschnittlich gut beinander und der penetrante Zigarettengeruch im Innenraum war mir auch egal, denn bei diesem Pajero zählte nur eines: Das Sixpack unter der Haube!

Beim Starten ein kräftiges und sonores Fauchen, seidenweiche Laufkultur, beruhigendes Geblubber im Standgas und traumhafter Durchzug bis in Geschwindigkeitsbereiche, die dem Pajero 2,5 TD für immer verborgen bleiben. Ein Traum wurde war, vor der Garage sah es im Frühling 2010 so aus und ich bekam das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht:

In meiner ersten Euphorie sollte der V6 sogar den Galloper als Alltagswagen ersetzen, doch es kam ganz anders. Da ich viel in Graz unterwegs war, machte ich mir Sorgen um die Anbauteile samt der nicht originalen Rad-Reifenkombi, die zu allem Übel nicht vollständig von den Verbreiterungen abgedeckt war.

Ein kurzer Blick in die Papiere offenbarte dann das Problem: Am Fahrzeug war nichts typisiert, nichts eingetragen, nichts genehmigt… Das Typisierungsproblem in Kombination mit den Verbrauchswerten eines US-Straßenkreuzers der 60er Jahre gaben dann den Ausschlag, den Wagen wieder zu verkaufen. Im Mai war es nach 3 Monaten soweit, der V6 ging an einen Pferdefreund, der lustigerweise in der selben Straße des selben Orts wohnt wie einst der Erstbesitzer des Fahrzeugs! 🙂

Es war nur ein kurzes Vergnügen mit dem V6, doch es reichte aus, um eine langjährige Wette mit meinem Vater zu gewinnen. Denn ich hatte mir vor ihm den ersten Sechszylinder in der Familie gekauft, auch wenn er nicht lange geblieben ist.

Wierus

P.S.: Er ist wieder aufgetaucht!

Über Lukas

Mit Herz und Hirn - immer hinterm Lenkrad und am Puls der Straße.
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2 Antworten zu Mr. Sixpack

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